Rezension „Das Zimmer“ von Jonas Karlsson

19. September 2016

Dank der Random House Verlagsgruppe durfte ich ein Rezensionsexemplar des knapp 176 Seiten langen Buchs lesen. Ich muss vorneweg sagen, dass mir noch nie eine Rezension eines Buches so schwer gefallen ist, wie bei diesem Werk von Jonas Karlsson.

Zunächst einmal zum Inhalt des Buchs: Wir begleiten Björn, einen sehr motivierten Mitarbeiter in einer Behörde, zu der er versetzt wurde. In seinen Gedanken klingt es, als wäre er für seinen früheren Posten überqualifiziert gewesen, zwischen den Zeilen erkennt man aber dann doch, dass er wohl eher Zwangsversetzt wurde. In dem Großraumbüro läuft es genauso, wie man es sich in einer Behörde vorstellt; Kaffeepausen, Lästereien und Klatsch, Papierkram. Doch Björn entdeckt ein Zimmer in dem Flur, das wohl nicht benutzt wird. Es ist ein simples Bürozimmer, nichts besonderes, doch immer wenn sich Björn in dem Zimmer befindet, ist er kreativer, produktiver und er fühlt sich einfach besser. Schnell werden die Kollegen unruhig, denn sie behaupten, dass es das Zimmer nicht gibt. Immer wenn Björn denkt, er sei in dem Zimmer, steht er laut seiner Kollegen wie in Trance vor der Wand und bewegt sich nicht. Ist Björn verrückt oder ist das Ganze eine wohlgeplante Mobbing-Aktion seiner Kollegen?

Zunächst einmal möchte ich sagen, dass Björn einer der unsympathischsten Protagonisten ist, aus dessen Sicht ich jemals ein Buch gelesen habe. Er ist total von sich selbst überzeugt, überheblich, glaubt alle anderen seien Idioten und ist Asozial. Die Ironie ist dabei, dass allem Anschein nach er der Idiot unter den Normalen ist. Je weiter das Buch fortschreitet desto mehr war ich überzeugt davon, dass Björn unter Asperger Syndrom leidet, oder einer ähnlichen Krankheit. Was zunächst klingt, als wäre er ein unentbehrlicher Mitarbeiter entpuppt sich schnell als das Gegenteil. Er bekommt nur das Minimum an Verantwortung übertragen und darf regelmäßig den Toner der Kopiergeräte und Drucker überprüfen. Wenigstens wurde mir Björn mit der Zeit wenigstens ein bisschen sympatischer als er seine Selbstgefälligkeit ein wenig ablegt. Dennoch legt es Björn auch nicht gerade darauf an, gemocht zu werden. Er analysiert alles genau und handelt nur dann, wenn er es als absolut unumgänglich sieht.

Dennoch muss ich sagen, dass ich das Buch mitunter sehr schwierig fand. Es hat mich einfach nicht wirklich unterhalten. Der erste Teil am wenigsten, dann wurde es wenigstens etwas besser. Immerhin ist der Schreibstil flüssig und durch die kurzen Kapitel kommt man auch schnell in der Geschichte voran. Natürlich kann man in so ein Thema und die Schreibweise des Autors sehr viel interpretieren. Zum Beispiel, dass das Zimmer dafür steht in einer sehr eintönigen Gesellschaft anders zu sein und sich gegen den Norm aufzulehnen. Oder, dass sich die Frage auftut, wer denn nun verrückt ist: Björn, weil das Zimmer nicht existiert oder seine Kollegen weil sie ihn aus ihrer eingeschweißten Gemeinde des Großraumbüros vertreiben wollen.

Ich finde es schwierig abschließende Worte für das Buch zu finden, ohne auf das Ende einzugehen. Aber wirklich gefallen oder Spaß gemacht hat mir das Buch eher nicht. Dadurch, dass es so kurz ist und dennoch die Geschichte gut transportiert wird, kann man es recht einfach und flüssig lesen. Ich würde aber dennoch sagen, dass ein gesellschaftskritisches Buch wie dieses noch einmal einen besonderen Punkt für die originelle Idee, die gut herausgearbeiteten Charaktere und den schrägen Ablauf der Geschichte bekommt.

3 von 5 Punkte

INFO ZUM BUCH
Autor: Jonas Karlsson
Verlag: Luchterhand Literaturverlag
Erschienen: 11.04.2016
Link zum Buch

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