Rezension „Die Kinder“ von Wulf Dorn

31. Januar 2018
Die Kinder Hörbuch Cover

Auch wenn der grausige Vorweihnachtsverkehr etwas abebbt und ich nicht mehr so lange auf die Arbeit fahren muss gibt es für mich nichts besseres, als die Zeit im Auto zu nutzen. Deshalb greife ich immer öfter zu einem Hörbuch. Dieses mal ist die Wahl auf Die Kinder von Wulf Dorn gefallen.

Worum geht es in Die Kinder?

Laura wird in ihrem Auto etwas ausserhalb eines kleinen Dorfes gefunden. Sie ist nur leicht verletzt, doch in ihrem Kofferraum liegt die Leiche ihrer Nichte Mia. Von den Dorfbewohnern fehlt jede Spur, weshalb Laura vermutlich die einzige ist, die weiß, wo die Bewohner geblieben sind. Der Psychologe Robert Winter wird zu dem Fall hinzugezogen und versucht zu unterscheiden, was von der Geschichte, die Laura erzählt, wahnhaft und was Wahrheit ist. Und warum benehmen sich die Kinder plötzlich so seltsam

Die Charaktere

Auch wenn es in der Zusammenfassung so klingt, als würde Robert Winter eine zentrale Rolle spielen, so ist es doch ein bisschen anders aufgebaut. Laura erzählt die Geschehnisse aus ihrer Sicht, angefangen ab dem Tag, wo ihre Nichte Mia plötzlich seltsam wird. Immer wieder wird die Geschichte unterbrochen und kehrt in die Gegenwart zurück, wo Robert versucht herauszufinden, was wirklich passiert ist. Laura wirkt verrückt, redet mit sich selbst und man fragt sich lange Zeit, was nun passiert sein könnte. Ich empfand diese doch schon sehr extreme Entwicklung von der selbstbewussten Frau zu einer Verrückten, die Selbstgespräche führt sehr faszinieren. Besonders weil ich als Leser auch lange Zeit im Dunkeln gehalten werde.

Robert Winter selbst ist eher etwas unscheinbar. Man erfährt relativ wenig von ihm, aber das tut der Geschichte absolut keinen Abbruch. Wichtiger empfand ich dann doch Lauras Schwester aus deren Perspektive auch hin und wieder erzählt wird. Sie trägt die Rolle der besorgten Mutter, denn mit ihrer Tochter Mia scheint irgendetwas nicht zu stimmen. Sowohl Laura, als auch ihre Schwester waren sehr glaubwürdige Charaktere und in sich stimmig. Für beide habe ich eine Sympathie empfunden und wollte unbedingt wissen, wie es um sie weiter geht.

Die Geschichte

Der Aufbau ist klasse. Beginnend ab dem Ende sind einfach unglaublich viele Fragen offen. Es wird sehr langsam aber auch sehr spannend erzählt. Nur stellenweise habe ich die Geschichte als etwas schleppend empfunden. Besonders in den Momenten, wo die Perspektive plötzlich zu Personen wechselt, die ich so gar nicht einordnen konnte. Da ist zum Beispiel das junge afrikanische Kind, deren Jungfräulichkeit von ihrem Vater an einen deutschen Touristen verkauft wird, damit die Familie sich von dem Geld ein paar Wochen lang ernähren kann. Es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, warum diese Passagen oder eher Kurzgeschichten eingebaut wurden. Generell fragt man sich lange, was eigentlich vorgeht, denn so richtig etwas schlimmes passiert lange nicht. Es ist eher eine dauerhafte beklemmende Atmosphäre, die besonders durch die seltsame Verhaltensweise von Mia herrührt. Insgesamt finde ich die Struktur und auch den Plot als ungewöhnlich und deshalb absolut lesenswert.

Der Schreibstil

Die Minuten mit diesem Hörbuch sind nur so dahingeflogen, was für mich immer ein Zeichen von einem tollen Schreibstil bedeutet. Wulf Dorn hat es geschafft zu Fesseln, ohne zu schockieren (zumindest bis zum letzten Drittel). Ich werde mit Sicherheit noch einmal zu einem seiner Romane greifen.

Fazit

Wirklich interessante Geschichte, die ich so zumindest noch nicht gelesen habe. Sehr erfrischend, sehr spannend ohne aufdringlich zu sein.

4 von 5 Punkte

 

INFO ZUM BUCH

Autor: Wulf Dorn
Verlag: Heyne
Erschienen: 04.09.2017
Link zum Buch

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