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LitCamp 2019 in Heidelberg

4. Juli 2019
Menschen schreiben auf Notizblock

Letztes Jahr um diese Zeit habe ich so viele Tweets und Instabilder zum LitCamp in meiner Timeline entdeckt und dachte mir, da muss ich doch auch mal hin. Für die, die das LitCamp nicht kennen: Es ist im Prinzip ein Barcamp von und für Blogger, Autoren und alle, die in der Literaturbranche sind. Ich finde das Konzept des Barcamps echt interessant, denn eigentlich weiß man bis zum Start der ersten Sessions nicht wirklich, was es denn eigentlich für Sessions gibt. Dafür gibt es die Sessionplanung am Tag, in der jeder, der eine Session durchführen möchte, ein Thema anbietet und schaut, ob sich Leute dafür Interessieren.

So viele Sessions – so wenig Zeit

Mein Problem bei der ganzen Sache: Es gab einfach zu viele tolle Ideen und am liebsten wäre ich zu nahezu allen gegangen. Doch bei 6 Sessions gleichzeitig muss man sich natürlich entscheiden.

Eins vorneweg: Das Litcamp ist besonders über Twitter viel im Gespräch. Die Twitterwall, die permanent in dem großen Foyer an die Wand gebeamt wurde, regt natürlich auch dazu an, viele Beiträge zum Litcamp zu verfassen. Ich hatte noch nie so viele Likes, Retweets und neue Follower wie an diesem Tag.

1. Session: Coversession von Julia (@juliana_fabula)

In dieser Session hat uns Julia, selbst Designerin und macht entsprechend auch Buchcover, erst einmal eine grobe Einführung gegeben, auf was man achten soll. Das Ganze hat sie dann noch mal mit negativen und positiven Beispielen erläutert. Dabei waren auch wirklich ein paar richtig gute Beispiele, also damit meine ich richtig schlechtes Coverdesign, dabei.

2. Session: Kritik ist ein Geschenk von Babsi

Da ich gerade selbst oftmals als Blogger damit kämpfen muss, wie ich die Kritik gut verständlich formuliere, fand ich diese Session sehr interessant. Wir haben gelernt, wie man besser mit Kritik umgehen soll, aber auch, wie man gut kritisiert. Sollte man eine Rezension nicht posten, wenn sie zu schlecht ist und damit eventuell dem Autor schadet? Dazu habe ich auch in der Session meine Meinung ausgedrückt: Ganz klar sollte jede Rezension gepostet werden. Zum einen geht es mir um meine eigene Glaubwürdigkeit, denn bisher habe ich doch nicht immer nur das perfekte Buch ausgesucht und ich gehe davon aus, dass ihr als Leser auch meine ehrliche Meinung lesen wollt, um z.B. auch eine Kaufentscheidung treffen zu können. Es hilft aber auch dem Autor weiter, sich selbst zu verbessern. Das man jetzt nicht nur wie bei manch Amazon Rezensionen ein unbegründetes „Das Buch war scheiße“ schreiben sollte, ist da für mich selbstverständlich.

3. Session: Grundkurs Depression

Gerade erst vor Kurzem habe ich mit meiner Schwester für mein neuestes Buch ein Brainstorming gemacht. Eine wichtige Nebencharakterin soll unter Depressionen leiden. Dabei meinte meine Schwester, die sich damit aufgrund ihres Studiums Soziale Arbeit ein wenig auskennt, dass es besonders wichtig ist, diese Krankheit zu recherchieren und authentisch darzustellen. Deshalb war es für mich wichtig, diese Session zu besuchen.

Die Story, wie es erst einmal zu der Session kam, war dabei auch echt erzählenswert. Wir haben beim LitCamp eine kurze Vorstellungsrunde gemacht, in der wir nur kurz unseren Namen, Twitternamen und drei Hashtags sagen sollten. Panik in den Augen Vieler, darunter zähle ich auch mich. Ein toller Autor namens Uwe nannte dann als einen seiner Hashtags „Depression“. Eine andere Teilnehmerin meinte ungefähr nach 20 weiteren Vorstellungen an Uwe gerichtet anerkennend: „Voll cool das du den Hashtag ‚Depression‘ genannt hast“. Das war der ausschlaggebende Punkt für Uwe, uns etwas über seine Krankheit in einer Session zu erzählen.
Ich muss sagen, diese Session war sehr persönlich und daher auch sehr hart mit anzuhören. Dafür aber umso hoffnungsvoller jetzt einen Autor zu sehen, der mithilfe seines Buches Depression abzugeben seine Krankheit besser verstehen kann, und jetzt damit umgehen kann. Wir haben dann natürlich auch viele Fragen gestellt und konnten auch selbst ein paar Beispiele aus unserem Umfeld besprechen.

4. Session: Romanfiguren of Color von Victoria

Ein schwieriges Thema, von dem ich wieder sehr viel lernen konnte, haben wir in dieser Session behandelt. People of color, also solche, die eine andere Farbe als der in Büchern als Norm anerkannte Weiße, werden selbst in Büchern oft ungewollt diskriminiert. Vergleiche wie „Seine Haut glänzt so dunkel wie Kaffee“ sind da besonders unbeliebt. Dabei habe ich auch gelernt, dass es sogenannte Sensitiv-Reader gibt. Das sind Lektoren, die besonders auf genau solche Diskriminierungen achten. Ich glaube, das ist auch, was jeder Autor sich vor Augen führen sollte: Sensibel mit dem Thema Diversity umgehen.

5. Session: Repräsentation von Minderheiten / Diversity in Romanen von Alex und Kay

Eine ähnliche Problematik haben Kay und Alex geschildert. Bei ihrem Vortrag dehnte sich aber das ganze noch etwas weiter aus und beinhaltete auch den Umgang mit anderen Gruppen, die in der derzeitgen Literatur meist zu kurz kommen; Homosexuelle, Transsexuelle und Asexuelle. Der Austausch war für mich sehr wichtig, denn wie können sich genau solche Menschen integriert fühlen, wenn nicht mal ein Charakter in einem Buch einer anderen Sexualität oder ein anderes Geschlecht hat, als der gesellschaftliche Norm vorgibt. Das hat mir viele Denkanstöße gegeben und ich werde versuchen das auch in meinem aktuellen Roman einfließen zu lassen.

6. Session: Bad Boys, Rape Tropes, Toxische Beziehungen von Ivy (@schreiberin_ivy)

Wer kennt ihn nicht, den klassischen Badboy, der aufgrund eines schlimmen Erlebnisses eine Mauer um sich aufgebaut hat und abweisend zu den meisten Menschen in seinem Umfeld ist. Meistens kommt dann ein junges graues Mäusschen daher und irgendwelche Umstände führen die beiden zusammen. Sie verliebt sich früher oder später in ihn und er ändert sich. Und wenn sie nicht gestorben sind…

Doch der Trend geht in eine andere, dunklere Richtung mit Elementen, die ich persönlich als kleine Feministin wirklich abwertend finde. In der Regel ist nämlich ein großer Machtunterschied in diesen Geschichten vorhanden, welches der Mann ausnutzt. Sei es, dass der Mann ein Millionär ist und sie eine arme Frau, die ihre Miete nicht bezahlen kann, oder andere Situationen, wodurch ein solches Machtverhältnis entsteht. Die Frau begibt sich in eine Abhängigkeit, aus der sie nicht so leicht herauskommt und eine sogenannte toxische Beziehung entsteht. Meist hat er nämlich auch einen negativen Einfluss auf sie und sie leidet unter seinen Charakterzügen.

Rape Fiction

Noch schlimmer ist es mit Rape Tropes oder der Rapefiction. Hierunter ist eine Liebesgeschichte zu verstehen, in der mindestens ein Partner missbräuchliches Verhalten aufzeigt, das ganze aber romantisiert wird. Konkret sind das Situationen, die man eigentlich als Vergewaltigung bezeichnen würde, doch die Frau merkt währenddessen, dass es sich ja gut anfühlt und verliebt sich langfristig in ihn. Ein Beispiel: der Mann presst sie an die Wand, durch das gestörte Machtverhältnis und auch seine körperliche Überlegenheit wehrt sie sich nicht, aber sie denkt, dass sie das nicht will, sagt es meistens auch. Doch er macht weiter und sie beginnt dies zu mögen.

Wie man es besser machen kann

Doch Ivy hat uns gezeigt, dass man auch einen „guten“ Bad Boy entwerfen kann (wir erinnern uns: raue Schale weicher Kern), der sich eben nicht diesen anderen Elementen bedienen muss. Ein tolles Beispiel war da Shrek von den Shrek filmen. Er findet sich durch äußere Umstände in einer Situation wieder, in der er Prinzessin Fiona aus einem Turm retten muss, worauf er ja gar keine Lust hat. Noch weniger hat er Lust auf Fiona selbst. Doch nach und nach finden sie zueinander, sie schafft es quasi seine raue Schale abzulegen. Gut, es ist ein Film, der für Kinder gemacht wurde, das da keine Rape Tropes oder ähnliches Platz haben ist klar, aber diese Art des Storytellings sollten wir uns ständig vor Augen führen.

Fazit zum LitCamp 2019

Ich habe aus einem Tag LitCamp so viel Ideen, Inspirationen und Denkanstöße mitgenommen, dass ich mir sicher bin, dass ich auch beim nächsten LitCamp dabei sein möchte.

Einen großen Dank an das Team und die vielen Sponsoren, die dieses tolle Event ermöglicht haben und hoffentlich auch in Zukunft weiter ermöglichen.

Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr auch Interesse an diesem Format bekommen oder wart ihr vielleicht sogar auch schon bei einem LitCamp?

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4 Comments

  • Reply Moni2506 21. Juli 2019 at 8:55

    Hey Mona,

    Da warst du ja auf einigen interessanten Sessions. Das Litcamp in Heidelberg ist mir leider zu weit weg und es findet immer um meinen Geburtstag herum statt, aber es klingt immer interessant was andere darüber berichten. Zum Glück gibt es seit letztem Jahr in Hamburg ein Litcamp, bei dem ich auch dieses Jahr wieder dabei sein werde. Ich bin gespannt, ob die ein oder andere Session auch dort gehalten wird.

    LG, Moni

    • Reply Mona Liest 21. August 2019 at 7:23

      Hi Moni,

      ja, es war super interessant! Soweit ich weiß gibt es das LitCamp auch in Hamburg, falls das von der Entfernung besser passt 🙂 Ich kann es nur empfehlen!

      Liebe Grüße Mona

  • Reply AT 20. August 2019 at 15:57

    Hallo Mona,
    Ich wusste nicht, dass es so etwas gibt, aber es klingt auf jeden Fall nach einer Bereicherung.
    Danke für diesen informativen Beitrag.
    Vielleicht schaue ich ja nächstes Jahr auch mal vorbei.
    Liebe Grüße,
    AT

    • Reply Mona Liest 21. August 2019 at 7:25

      Hallo AT,

      ich habe auch nur durch die Twitter Community davon erfahren und ich muss wirklich sagen: Es hat sich gelohnt!
      Wenn du nächstes Jahr dabei bist, kannst du mir gerne vorab mal eine Mail schicken. Dann können wir uns dort treffen. Ich war froh direkt ein paar Leute dort gekannt zu haben.

      Liebe Grüße
      Mona

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