Rezension „Das Dorf“ von Arno Strobel

1. August 2016

Als Bastian einen panischen Anruf seiner Ex-Freundin Anna erhält, die von einem auf den anderen Tag einfach verschwunden war, überlegt er nicht lange und will ihr helfen. Er fährt mit einem Freund zu dem unheimlichen Dörfchen, das mehr aus halb kaputten Gebäuden zu bestehen scheint, als aus bewohnten Häusern.

Sie finden das Haus, in dem sich Anna angeblich aufgehalten hat und entdecken im Keller Grausiges: Handschellen, Blut und Annas Koffer. Sofort entscheiden sie, die Polizei zu rufen, doch an Handyempfang ist in dem Dorf nicht zu denken. Auch scheint kein funktionierendes Telefon zu finden zu sein. Die beiden beschließen, mit dem Auto in die nächste Stadt zu fahren und dort Hilfe zu suchen, doch als sie an das parkende Gefährt kommen, sind die Reifen zerstochen. Kurz darauf verschwindet auch Bastians Freund. Nach und nach deckt Bastian die Gräueltaten auf, die in dem Dorf früher von einer Sekte begangen wurden und jetzt allem Anschein nach wieder geschehen. Dabei droht Bastian, die Realität unter den Füßen weg gerissen zu werden bis er selbst nicht mehr klar weiß, ob das nun alles wirklich geschieht, oder er einfach nur verrückt wird.

Das Dorf von Arno Stobel beginnt mit einer interessanten und spannenden Geschichte, die aber schon nach kurzer Zeit ins ungewollt lächerliche und vorhersehbare abdriftet. Das hin-und-her des Protagonisten Bastian und dessen Handlungen, die für mich oftmals nicht nachvollziehbar waren, haben den Charakter entsprechend unsympathisch wirken lassen. Der Charakter ist für mich nicht ausgereift, hat keine besonderen Merkmale und auch sonst nicht wirklich viel, mit dem sich der Leser identifizieren kann. Für mich stellte sich schon zu Beginn des Buches die Frage, wie Bastian so überzeugt davon sein kann, Anna finden zu müssen, da sie seine große Liebe war, obwohl sie gerade einmal 4 Wochen (!) zusammen waren, bis sie plötzlich ohne Vorwarnung verschwunden war. Auch Anna ist kein Charakter, zu dem man durch Bastians Erinnerungen eine positive Beziehung aufbauen kann und sie deshalb auch unbedingt retten möchte. Ich bin da vielleicht auch ein wenig morbide, aber ich hätte mir gewünscht irgendwo ihre Leiche zu finden oder Bastian zu spät ankommen zu lassen.
Generell kann ich nicht sagen, dass es einen Charakter gab, dem ich mich wirklich verbunden gefühlt habe, vielleicht noch am ehesten Bastians Freund Safi.

Die unheimliche Sekte und gerade die Geschichte, die hinter den Ritualen steckte, wurde für meine Verhältnisse nicht ausreichend erläutert. Es werden nur Andeutungen gemacht, gesagt wie grausam alles war und das selbst die Tagebuch-Einträge eines Journalisten, der in der Vergangenheit die Machenschaften der Sekte undercover aufdecken wollte, zensiert werden mussten. Damit ich hier nicht falsch verstanden werde: Es muss nicht alles blutig, Horror und bis ins kleinste Detail beschrieben werden, im Gegenteil, denn meistens ist die eigene Vorstellung ja viel intensiver. Aber, und jetzt kommt mein großes aber: Ständig nur Andeutungen und nie was Konkretes, mit dem dann meine Fantasie spielen und durchgehen kann, ist für mich einfach nur frustrierend. Zumal man sich ja lange Zeit nicht sicher sein kann, ob das ganze nur Gerüchte, Fantasien von Bastian oder tatsächlich wahre Begebenheiten sind.

Das Ende war dann doch überraschend, allerdings für meine Verhältnisse tatsächlich etwas zu wirr und abgedreht. Ich werde hier jetzt nicht darauf eingehen, was am Ende raus kam, aber der Spannungsbogen wurde künstlich so sehr in die Länge gezogen, dass das Ende für mich eher eine Erleichterung war und weniger ein schockierendes Aha-Erlebnis.

Eigentlich mag ich Psychothriller sehr gerne, und da darf es gerne auch mal ein wenig abgedreht sein, aber mit „Das Dorf“ konnte ich mich einfach nicht anfreunden. Zu viele Ungereimtheiten, zu viele unlogische Handlungen und generell zu viel gewollte Verwirrung für den Leser.

2 von 5 Punkte

INFO ZUM BUCH

Autor: Arno Strobel
Verlag: FISCHER
Erschienen: 2014
Hörbuch gelesen von Sascha Rotermund

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