Rezension „Erhebung“ von Stephen King

7. Januar 2019
Covr von Erhebung von Stephen King

Ach ja, Stephen King und ich haben ja irgendwie ein gestörtes Verhältnis zueinander. Obwohl mir bisher noch kein Buch von ihm so richtig gefallen hat, dabei meine ich nicht die Story sondern eher die für mich etwas zu langatmige Erzählweise, so versuche ich es doch immer wieder. Neuestes Kingche-Experiment: Erhebung. Die Ergebnisse dazu könnt ihr in meinem Beitrag lesen.

Worum geht es in Erhebung?

Scott nimmt rasend schnell ab. Sein korpulentes Aussehen ändert sich trotzdem nicht. Und noch unheimlicher: Wenn er auf die Waage steigt, zeigt sie jeweils das gleiche Gewicht an, egal wie viel er momentan trägt, ob Kleidung oder gar Hanteln. Scott hat Angst, dass man ihn zum medizinischen Versuchskaninchen macht. Aber er muss es jemand erzählen. Zu Dr. Ellis hat er Vertrauen, aber auch der weiß keinen Rat.

In seiner netten Wohngegend in der Kleinstadt Castle Rock gerät Scott in einen eskalierenden Kleinkrieg. Der Hund der neuen Nachbarn – zwei Lesben – verrichtet sein Geschäft ständig bei ihm im Vorgarten. Die eine Frau ist eigentlich recht freundlich, die andere aber eiskalt. Die beiden haben gerade ein Restaurant eröffnet, von dem sie sich viel erhoffen. Die Einwohner von Castle Rock wollen aber nichts mit Homopaaren zu tun haben, da ist großer Ärger vorprogrammiert. Als Scott endlich kapiert, was Vorurteile in einer Gemeinschaft anrichten, überwindet er den eigenen Groll und tut sich mit den beiden zusammen. Merkwürdige Allianzen, der jährliche Stadtlauf und Scotts mysteriöses Leiden fördern bei sich und anderen eine Menschlichkeit zutage, die zuvor unter einer herzlosen Bequemlichkeit vergraben lag.
Quelle

Die Charaktere

Der Protagonist Scott hat mir sehr gut gefallen. Anfangs konnte ich mich noch nicht so sehr mit ihm identifizieren. Er wirkt erst mal wie ein unscheinbarer „Normalo“, der unter einer seltsamen Krankheit leidet. Im Verlauf der Geschichte hat er aber deutlich an Tiefe gewonnen. Besonders die Verbindung, die er zu den homosexuellen Nachbarinnen aufbauen konnte, hat mir sehr gut gefallen. Dennoch ist Scott jetzt kein Charakter, den ich total lieb gewonnen habe und von dem ich unbedingt mehr lesen möchte.

Ähnlich erging es mir auch bei den Nachbarinnen. Ich glaube dies ist aber zum Teil der Kürze der Geschichte verschuldet. Es bleibt eigentlich kaum Zeit die Charaktere tiefer kennen zu lernen, was aber dem Roman nicht schadet. Was ich aber ein bisschen schade fand, war der relativ große Zeitsprung in der Geschichte. Gerade danach waren die Charaktere von einem auf den anderen Moment stark verändert, oder besser gesagt, das Verhältnis und die Lebenssituation der Charaktere. Da hätte ich gerne ein bisschen was von der Entwicklung mitbekommen.

Die Geschichte

Anders als man von Stephen King erwarten würde, enthält Erhebung keinerlei Horror Elemente. Das einzige, dass man mit King in Verbindung bringen könnte, ist der seltsame Zustand, in dem sich Scott plötzlich befindet. Ich musste auch kurz mal an Stephen Kings Thinner denken, bei dem ein Mann von einer Zigeunerfamilie verflucht wird, und daraufhin stark abnimmt, obwohl er sich mit Essen voll stopft. Aber Erhebung ist dann doch ganz anders und absolut gefühlvoll, was mich fast schon ein bisschen überrascht hat.

Das Ende fand ich dann irgendwie ein bisschen abrupt. Damit meine ich nicht die letzte Szene, sondern die Hinleitung dazu. Das fand ich sehr schade, wobei das emotionale und irgendwie auch wundervolle Ende die Hinleitung ein wenig in Vergessenheit drängt.

Generell hat mir Erhebung aber sehr gut gefallen, denn es ist eine Geschichte darüber, Menschen nicht voreilig abzustempeln und aus seiner Komfortzone zu kommen, um Menschen kennen zu lernen.

Der Schreibstil

Ganz anders als alles andere von King ist Erhebung nicht. Er bleibt seinem Schreibstil schon treu, was allerdings fehlt, oder gekürzt wurde, sind die detailverliebten Trivialitäten (ist das ein Wort?), was ich als Positiv verbuchen möchte.

Zwischen Anfang und Ende hatte ich aber doch hier und da ein paar Hänger, weshalb ich das Buch jetzt nicht in einem schnellen Rutsch durchlesen konnte. Bei der Seitenanzahl wäre das sicher möglich gewesen.

Fazit

King hat mit Erhebung eine gefühlvollen Ausflug in Scotts Leben geschaffen, die mir das ein oder andere Tränchen ins Auge gezaubert hat.

Was ist eure Meinung zu Stephen King? Schreibt es doch gerne in die Kommentare!

 

4 von 5 Punkte – Lieblingsbuch
(Was soll das denn heißen? Schau dir dazu mein Bewertungsschema an)

 

INFO ZUM BUCH

Autor: Stephen King
Verlag: Heyne Verlag
Erschienen: 12.11.2018
Link zum Buch

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