Rezension „Was ihr nicht seht“ von Nuala Ellwood

26. Februar 2019
Was ihr nicht seht Cover

Endlich mal wieder ein Psychothriller! Doch nur weil ein Buch als Thriller bezeichnet wird, kommt nicht gleich für jeden der Thrill mit. Ob mir Was ihr nicht seht von Nuala Ellwood die Nerven strapazieren konnte könnt ihr in meiner Rezension lesen.

Worum geht es in Was ihr nicht seht

Kate ist Kriegsreporterin und sieht Tag für Tag furchtbare Bilder, über die sie berichtet. Besonders das Schicksal eines kleinen Jungen verfolgt sie bis nach Herne Bay, ihrem Heimatort. Dort will sie das Grab ihrer erst kürzlich verstorbenen Mutter besuchen. Ihre Schwester Sally, die selbst noch im Heimatort lebt, ist ihr dabei keine große Hilfe, trinkt diese sich doch Tag für Tag in die Besinnungslosigkeit. Einzig Paul, Sallys Ehemann hilft Kate. Vorübergehend in dem alten Haus ihrer Mutter lebend sieht Kate plötzlich einen kleinen Jungen in ihrem Garten und muss sich selbst die Frage stellen, ob alles real ist, was sie sieht.

Die Charaktere

Kate erscheint erst als sehr toughe und schon fast gefühlsarme Frau. Kein Wunder, schließlich war ihr Vater ein Säufer und hat regelmäßig ihre Mutter verprügelt. Noch dazu leidet Kate ganz offensichtlich an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Das wird besonders in den Passagen klar, in denen Kate mit der Polizeipsychologin spricht. Anfangs war ich mir sicher, dass Kate nicht halluziniert, doch je mehr man über Kate, besonders durch die Fragen der Psychologin, erfährt, desto mehr geriet ich ins Grübeln. Kate selbst verschließt sich sehr von den Tatsachen und versucht diese so weit es geht in sich zu begraben. Generell fand ich Kate als Protagonistin allerdings schwierig zu verfolgen. Sie war mir zwar nicht unsympathisch, aber durch ihre kühle Art konnte ich nicht so recht eine Bindung zu ihr aufbauen.

Sally war da kein bisschen besser. Besonders am Anfang, wenn man Sally nur aus Erzählungen von Paul oder durch die Erinnerungen von Kate kennenlernt, ist Sally alles andere als Charmant. Auch bei der ersten Begegnung und dem kurzen Telefonat wird das nicht besser. Sally ist nun mal eine Trinkerin und das ist ihr am wichtigsten. Ich fand bei Sally allerdings die Hintergründe sehr interessant. Ihre Tochter ist vor ihr und der Sauferei weggelaufen, was im Prinzip Sally nur noch mehr zum Alkohol verleitet. Beide Schwestern sind durch den Vater gezeichnet, aber doch ganz unterschiedlich, was einen großen Keil zwischen sie getrieben hat. Ich hatte anfangs meine Schwierigkeiten, als die Perspektive von Kate auf Sally gewechselt ist, da die Sicht einer Alkoholabhängigen nicht gerade angenehm ist. Auch wie ihr Ehemann Paul sie sieht und behandelt hat noch einmal viel zur Geschichte beigetragen.

Die Geschichte

Die grundsätzliche Story fand ich sehr interessant. Der Aufbau hat mir allerdings nicht sehr zugesagt. Das Buch ist unterteilt in 3 Teile, wovon der erste etwa 60%, der zweite 30% und der letzte 10% einnimmt. Durch den ersten Teil musste ich mich wirklich durch Kämpfen. Die Spannung kam nicht wirklich auf, ich war immer wieder gelangweilt von den Gedanken der Protagonistin. Besonders der Start ist sehr langsam und wenig Spannend. Die eigentliche Story, die auf dem Klappentext geteasert wird, startet erst nach mehr als der Hälfte des Buches. Dennoch bekommt man dadurch Zeit, die Charaktere kennenzulernen. Und besonders wenn man das Ende kennt, machen Teile der Geschichte doch wieder Sinn. Aber während des Lesens hat mir das Buch zwischenzeitlich gar keinen Spaß gemacht und ich habe sogar mehrfach überlegt, es wegzulegen. Der zweite Teil hat mir aber dann doch auch sehr gut gefallen. Die Auflösung und der Weg dorthin war recht spannend, auch wenn hier wieder viele depressive Phasen beinhaltet waren. Ein paar Ungereimtheiten sind aber immer noch geblieben und ich habe einige Handlungen, besonders in der Auflösung, nicht ganz verstehen können.

Der Schreibstil

Nuala Ellwood hat eine etwas andere Art des Schreibens. Die Charaktere sind tiefgründig, aber dadurch negativ gezeichnet. Sie alle sind düster, verbittert und wenig sympathisch, weshalb es für mich oft nicht einfach war, an der Geschichte dranzubleiben. Mir persönlich hat der Schreibstil jetzt nicht so gefallen, da ich einfach wenig Spaß beim Lesen empfunden hatte. Ich kann es leider nicht anders Begründen, da es eher ein Lesegefühl war, als wirklich definierbare Stilelemente. Ich fand aber die Idee, mit den Sprüngen im ersten Teil hin zu den Gesprächen mit der Polizeipsychologin sehr gut. Diese machten neugierig, aber waren letzten Endes nicht reißerisch genug, um die Spannung über die darauf folgenden Passagen aufrechtzuerhalten.

Fazit

Leider konnte mich Was ihr nicht seht nicht wirklich begeistern. An für sich war die Grundgeschichte sehr interessant, aber das drumherum hat mir nicht zugesagt.

3 von 5 Punkte – Schmöker
(Was soll das denn heißen? Schau dir dazu mein Bewertungsschema an)

INFO ZUM BUCH

Autor: Nuala Ellwood
Verlag: GOLDMANN Verlag
Erschienen: 16.April 2018
Originaltitel: My sister’s bones
Link zum Buch

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