Rezension „Die Ernte des Bösen“ von Robert Galbraith

16. September 2016

Der Privatdetektiv Cormoran Strike staunt nicht schlecht, als seine Angestellte Robin Ellacott ein Paket öffnete, in dem sich ein abgetrenntes Bein einer Frau befindet. Sofort fallen ihm mehrere Menschen ein, die für diese grausame Tat in Frage kommen könnten. Auch die Narben an dem Bein erinnern ihn an ein Mädchen, dass er vor langer Zeit gekannt hat. Je länger Strike über die infrage kommenden Täter nachdenkt, desto mehr kann er eine Person ausschließen, doch ausgerechnet auf den versteift sich die Polizei. Also muss Cormoran gemeinsam mit Robin wohl selbst ermitteln, um den Täter zu schnappen. Was sie allerdings nicht ahnen ist, dass der Täter bereits ganz nah ist und sie beobachtet, verfolgt jeden Schritt mit Vorfreude auf das, was er mit Robin und ihrem Chef vorhat.

Zunächst einmal möchte ich erwähnen, dass ich das Buch als Hörbuch gehört habe. Der Sprecher Dietmar Wunder, der unter anderem Daniel Craig seine Stimme leiht, liest wirklich fantastisch. Er hat eine sehr angenehme Stimme und schafft es ein reges Gefühlsspektrum mit seiner Stimme abzudecken. Generell finde ich aber das Hörbuch auch angenehm, da es mir sehr einfach gefallen ist dem flüssigen Erzählstil zu folgen.

Trotzdem muss ich sagen, dass das Buch mit rund 680 Seiten einfach ein wenig zu lang ist. Stellenweise war es etwas langatmig und uninteressant. Dabei mag ich es eigentlich sehr, wenn den Charakteren auch ein Privatleben eingeräumt wird, das seinen Platz in der Geschichte findet. So zum Beispiel die „Liebesgeschichte“ von Robin und ihrem Verlobten Matthew, die kurz vor der bevorstehenden Hochzeit eine Trennung einlegen. Natürlich ist Robin deswegen niedergeschlagen, weiß nicht wohin sie gehen soll, denkt darüber nach, was der Grund für die Trennung war. Das ist alles schön und gut und auch absolut nachvollziehbar, aber darunter hat der eigentliche Kriminalfall meiner Meinung nach sehr gelitten, da es dort überhaupt nicht weiter ging.
Dann hat mich generell an Robin ein wenig genervt, dass sie sehr schwach wirkte. Sie hegte ständige Selbstzweifel und Angst, dass Cormoran sie rauswerfen will, weil sie ihm ein Geheimnis und dadurch eine Schwäche offenbart hat. Ich dachte mir einfach zu oft, dass sie sich mal zusammen reißen und aufhören soll, im Selbstmitleid zu baden. Stellenweise hat es Robin dann aber doch wieder geschafft zu einem willensstarken Charakter zu werden, was mir gut gefallen hat.

Zum Fall: Grundsätzlich klingt der Fall toll. Strike fallen direkt mehrere Personen ein, die auf ein mögliches Täterprofil passen und alle drei haben mit Strikes Vergangenheit zu tun. Die Polizei ermittelt in mehrere Richtungen, behält aber den Fokus auf einem Verdächtigen. Leider fand ich etwas schwierig, das nie einer bestimmten Spur nachgegangen wird, oder zumindest sehr sehr lange nicht. Es wird observiert, verschiedene Leute befragt und trotzdem wird keine konkrete Spur gefunden. Und als es dann doch mal so weit ist, wird ihr nicht nachgegangen. Ein Beispiel hierfür: Robin findet einen Hinweis, dass einer der Verdächtigen Noel in einem Stripclub gearbeitet und sich Nial genannt hat. Strike weiß aus einer Befragung, dass das Opfer vor ihrem Tod angeblich einen Freund mit dem Namen Nial hatte. Ich bin zwar kein Ermittler, aber in meinem Kopf hat es sofort ‚klick‘ gemacht und ich wäre sofort dieser Spur nachgegangen. Auch wenn sie am Ende im Sand verlaufen wäre. Deshalb waren oftmals Ermittlungsschritte für mich nicht richtig nachvollziehbar und wirkten ein wenig unstrukturiert.
Vermutlich der Länge zu verschulden gab es auch viele unnötigen Informationen, die mich auf lange Sicht etwas verwirrt haben. Ich konnte mir dadurch nicht alles behalten und habe erst einmal alles als total relevant gesehen. Die Halbschwester des Opfers, die etwas nervig weinerlich ist, erzählt Strike einige Dinge aus dem Leben des Opfers. Vielleicht liegt das wieder an dem Hörbuch, aber das kam mir extrem lang vor. So lang, dass man irgendwann nicht mehr aufmerksam ist und Gefahr läuft, wichtige Informationen zu verpassen.

Aber generell muss ich sagen, dass mir der Schreibstil total gut gefallen hat. Die Beschreibungen und bildlichen Vergleiche haben mich wirklich mitgerissen. Auszüge aus der Sicht des Täters lassen die Spannung immer wieder hochschnellen und gerade bei diesen Stellen, habe ich immer wieder aufmerksam versucht herauszufinden, ob kleine Indizien zu einer Theorie bezüglich der Identität des Mörders führen. Man hat auch schnell gemerkt, dass der Autor, oder besser gesagt die Autorin (aber dazu gleich noch mehr), ihr Handwerk beherrscht. Wenn es spannend wurde halfen kurze Sätze die Spannung aufrecht zu erhalten, bei Erzählungen wurden entsprechend die Satzgestaltung anders. Ich war teilweise etwas überrascht über die ‚harsche‘ Ausdrucksform des Täters, was ihn aber noch glaubwürdiger erscheinen ließ.

Zum Autor: Robert Galbraith. Ich wollte gerne herausfinden, ob es schon vorherige Teile mit dem Privatdetektiv Cormoran Strike gibt. Dort bin ich auf einen Kommentar gestoßen, der mich erst einmal verwirrt hat: „Diese Autorin kann echt schreiben.“ Langsam dämmerte es mir: Hier schreibt eine Frau unter einem männlichen Pseudonym. Doch das die Frau die Autorin der Harry Potter Reihe – Joanne K. Rowling- ist, hätte ich niemals erwartet. Aber ich finde es absolut stark, dass sie auch im Krimi und Thriller Genre ihre Kreativität und ihr Können verteilt. Sprechender-Hut ab, Frau Rowling.

Mein Fazit:
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Ein kritischer Rot-Stift an einigen Stellen hätte der Geschichte ganz gut getan, aber im Großen und Ganzen hat es Spaß gemacht, dem Hörbuch zu lauschen.

Vielen Dank auch noch einmal an die Random House Verlagsgruppe für dieses tolle Rezensionsexemplar
4 von 5 Punkte

INFO ZUM BUCH
Autor: Robert Galbraith
Verlag: Blanvalet Verlag / Random House Audio
Erschienen: 26.02.2016

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