Rezension „Es“ von Stephen King

25. Mai 2018
Cover Es

Lang lang ist es her, dass ich dieses Buch gelesen habe. Wenn ich so recht bedenke tatsächlich ein halbes Leben. Mit dem erscheinen der Neuverfilmung hatte ich dann doch total Lust, es noch einmal zu probieren, denn beim ersten Lesen, war ich wenig begeistert. Also habe ich mich für den Neuversuch an das 52 Stunden Hörbuch gewagt.

Worum geht es in ES?

Sieben Kinder erleben im Sommer 1958 ein Grausames, denn ein als Clown auftretendes „Es“ macht die Kleinstadt Derry unsicher. Die Erwachsenen scheinen davon nichts mitzubekommen und glauben, die verschwindenden Kinder und Jugendliche wären Opfer eines Serientäters. Die Truppe, bestehend aus Mike, Ben, Bill, Beverly, Richie, Eddy und Stan müssen sich dabei ihren größten Ängsten stellen und als Freunde noch näher zusammen rücken, um Es zu besiegen. Sie schwören sich, sollte Es wieder kommen, kehren sie alle wieder zurück in ihre Heimatstadt um Es endgültig zu töten.

Im Jahr 1984 erhält jeder der ehemaligen Freunde einen Anruf von Mike, der als einziger in Derry zurück geblieben ist, und erinnert die Freunde an ihren Schwur. Alle bis auf einen kehren sie zurück, um sich erneut Es zu stellen, und mit ihrer Rückkehr kommen auch die Erinnerungen wieder, was im Sommer 1958 geschehen ist.

Die Charaktere – der Club der Verlierer

Wenn man Stephen King eines nicht kritisieren kann, dann ist es, das er seine Charaktere wirklich kennt. Und zwar alle davon. Jeder Charakter, sei es auch nur ein Name, der irgendwann genannt wird, hat eine Vergangenheit, die King auch fast immer mit zu Papier bringt. Das kann man mögen, oder eben nicht. Bei einigen fand ich das super, da es wirklich interessante Hintergrundgeschichten sind. Manche waren dann doch etwas zu viel.
Jeder der Hauptcharaktere kann wunderbar in eine Schiene gesteckt werden, was ich irgendwie sogar als positiv empfinde. Man weiß woran man ist bei den Protagonisten und doch überraschen einen dann der Verlauf und die Entwicklung doch wieder.

Bill Denbrough – der Anführer.

Bill hat wohl die höchste Motivation, Es zu töten. Denn Es hat seinen Bruder auf eine bestialische Weise ermordet. Noch dazu ist Bill trotz seinem starken Stotterns ein guter Redner. Er hat oft die richtigen Worte, weiß wie er seine Freunde noch fester zusammen schweißt und ist einfach ein totaler Sympathie träger.

Beverly Marsh – das toughe Mädchen auf das jeder steht.

Ich konnte mich sofort sehr mit Beverly identifizieren. Irgendwie kommt sie besser mit den Jungs klar, als mit den Mädchen in ihrer Schule. Ob das eventuell an ihrem Vater liegt, der sie ständig schlägt und sie so gerne als „sein Mädchen“ sehen würde? Gerade die Szenen mit Bevs Vater haben mir immer wieder den Atem stocken lassen.

Ben Hanscom – der Dicke.

Jede Truppe, sei es bei Stand by me oder die Goonies haben immer einen Dicken dabei. Überraschenderweise ist Ben zwar Dick, aber definitiv keine Witzfigur. Er ist intelligent, nett und kann trotz seinem Gewicht rennen was da Zeug hält.

Mike Hanlon – der Dunkelhäutige.

So wie jede Gruppe einen Dicken dabei haben, braucht es auch einen Schwarzen oder einen Asiaten. In dem Fall ist es ein Dunkelhäutiger. Was mich tatsächlich sehr gestört hat, war das er so oft als „Nigger“ bezeichnet wurde, und das ein Ausdruck ist, den ich einfach abstoßend finde. Aber ich habe mir dann auch wieder in Erinnerung gerufen, dass die Handlung im Jahr 1958 spielt, und es da eben doch noch viele mit dieser Denkweise gab. Leider ja heute auch noch, aber das ist eine andere Geschichte.

Stan Uris – der Schüchterne.

Irgendwie fällt es mir schwer, Worte für Stan zu finden. Er ist sehr still, weshalb er nicht so prägnant ist, wie andere Charaktere. Aber er hat ein gutes Herz und für ihn sind seine Freunde sehr wichtig.

Richie Tozier – der Komiker.

Ach, ich liebe und bin genervt von Richie gleichermaßen. Immer einen coolen und witzigen Spruch auf den Lippen, aber seine komischen Stimmen nerven dann doch oftmals. Piep piep, Richie.

Eddie Kaspbrak – der Kränkliche.

Den armen Eddie trifft ein fürchterliches Los; seine Mutter ist wirklich anstrengend. Sie hat immer Angst um ihren kleinen Eddie, weshalb er auch Angst vor allen möglichen Dingen hat. Am meisten vor Keimen und Krankheiten. Aber besonders bei seinen Freunden kann er diese Ängste ein bisschen ablegen und ein normales Kind sein.

Henry Bauers – der Fiesling

Henry ist kein Mitglied des Club der Verlierer. Im Gegenteil, denn neben Es ist er die größte Bedrohung der Freunde. Er ist nicht nur gemein, sondern auch Wahnsinnig. Für mich ist Henry einer der interessantesten Charaktere, denn er macht einen riesigen Prozess durch. Anfangs ist er nur gemein, schubst Kinder, und macht ihnen Angst. Doch je weiter die Geschichte fortfährt, desto skrupelloser wird er.

Der Schreibstil

Es ist schwierig etwas zu Stephen Kings Schreibstil zu sagen. Entweder mag man es, oder eben nicht. Als Jugendliche konnte ich damit gar nichts anfangen und auch jetzt muss ich sagen, sind die Ausschweifungen schon etwas zu extrem und zu häufig. Allerdings muss ich auch gestehen, dass mir diese ausführlichen Beschreibungen beim Hörbuch gar nicht so sehr auf die Nerven gegangen sind. Es gab hier und da schon mal Szenen wo ich auch im Auto beim Hören dacht „Komm auf den Punkt“, aber es hielt sich doch deutlich in Grenzen. Ansonsten hat King natürlich eine sehr gute Art Dinge so zu beschreiben, dass man sich diese genau vorstellen kann.

Die Geschichte

Der Aufbau der Geschichte ist gerade als Hörbuch etwas gewöhnungsbedürftig, da die Story immer mal wieder zwischen 1958 und 1984 hin und her springt. Besonders gegen Ende des Buchs ist das noch öfter der Fall, wobei man sich da gut an die vorherigen Geschehnisse erinnern kann und der Handlung gut folgen kann.
Da ich ja selbst Angst vor Clowns habe, kann ich die Ängste in dem Buch gut nachvollziehen. Jedes der Kinder wird mit einer der größten Ängste in ihrem Leben konfrontiert. Entsprechend kann man sich da sehr gut rein versetzten. Ich finde besonders die Art, wie das die Kinder zusammen schweißt toll und schön zu lesen.

Nun hat King eine wirklich außergewöhnliche Geschichte verfasst und dann müssen da doch immer wieder Szenen enthalten sein, wo ich mich einfach nur Frage „Warum?“. Ein kurzer Hinweis: Hier folgt gleich für die nächsten Zeilen ein Spoiler – wer das Buch noch lesen will sollte einfach beim nächsten Absatz weiterlesen.
Warum zum Beispiel diese Gruppensex-Szene? Also klar, der Hintergedanke dazu ist mir schon klar, aber der Gedanke, dass 6 11-Jährige Jungs alle mit einem 11-Jährigen Mädchen Sex haben, noch dazu einem Mädchen das noch Jungfrau war, finde ich einfach nur abstoßend. Auch die Beschreibungen davon fand ich einfach nicht schön. Wenn die Kids wenigstens ein paar Jahre älter wären, ok, aber warum mit 11… Aber auch hier möchte ich noch einmal dazu sagen, dass das einfach nur meine Auffassung ist und ich bin wirklich keine prüde Frau.

Insgesamt waren hier und da einfach ein paar Szenen, die man guten Gewissens streichen oder zumindest hätte Kürzen können. Ich möchte hier nicht ins Detail gehen, oder Beispiele nennen, aber es gab einfach jede Menge Informationen, die letzten Endes doch nicht so viel zu der Story beigetragen haben.

Zum Hörbuch

David Nathan ist einfach super. Er hat eine so angenehme Art zu lesen, hat für jeden Charakter eine andere Klangfarbe, ohne zu sehr wie ein Mann zu klingen, der versucht eine Frauenstimme zu imitieren. Was mich hier und da etwas gestört hatte, war seine Art „zu brüllen“. In dem Buch wird ab und an mal gebrüllt, geschrien, getobt. Für meine Ohren war die Interpretation von David Nathan dann manchmal einfach ein bisschen zu viel. Besonders bei einem lang gezogenen Wort. Wie schon oben geschrieben hat mich da besonders Henry Bauers furiose Art „Nigger“ zu schreien, doch etwas arg gestört. Aber vielleicht bin ich nach meinem Hörsturz vor ein paar Jahren auch etwas überempfindlich.

Fazit

Beim zweiten Lesen bzw. Hören hat das Buch deutlich besser abgeschnitten, aber dennoch bleibe ich bei meiner Meinung über Kings Bücher, dass man hier und da deutlich an der Seitenzahl hätte sparen können, um dem Buch noch ein bisschen mehr Spannung zu verpassen. 52 Stunden haben zwar Spaß gemacht, aber das Buch hat sich schon ganz schön gezogen.

4 von 5 Punkte —- BUCHTIPP
(Was soll das denn heißen? Schau dir dazu mein Bewertungsschema an)

 

INFO ZUM BUCH

Autor: Stephen King
Verlag: Heyne
Hörbuch Verlag: Random House Audio
Erschienen: 14.08.2017
Link zum Hörbuch

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