Rezension „Froschperspektive“ von Seb Hofmann

31. August 2018

Heute möchte ich den Debut-Roman Froschperspektive von Seb Hofmann vorstellen. Tatsächlich muss ich sagen, dass mir diese Rezension sehr schwer gefallen ist, weil mich das Buch stark zwiegespalten zurück lässt.

Worum geht es in Froschperspektive

Ronny wächst in Chemniz unter zerrütteten Umständen auf. Sein Vater hat sich das Leben genommen und alles was Ronny von ihm bleibt ist ein Plüschfrosch namens Gerdi. Lange zeit ist Gerdi Ronnys einziger Freund, bis er Elisa trifft und diese seine beste Freundin wird. Durch Gerdi kann Ronny die Dinge aussprechen, über die in seiner Familie niemals geredet wird: Gefühle und innere Gedanken. Doch als Elisa sich entscheidet nach Berlin zu gehen verliert Ronny das kleine bisschen Zuneigung, dass er abseits von Gerdi bekommt.

Die Charaktere

Ronny ist schon ein armes Schwein. Letzteres Wort trifft ebenso zu wie arm, denn er ist nicht nur dauerhaft Pleite sondern auch ebenso ein notgeiles Arschloch. Und genau hier war mein Problem. Ronny hatte, jedenfalls für mich, keine einzige positive Charaktereigenschaft. Er hat sich so durchs Leben hindurch gewunden, gerade so seinen Schulabschluss (zugegeben war ich überrascht das er sein Abitur geschafft hat) erreicht, aber danach auch nicht wirklich Lust auf einen Job. Im Prinzip ist er ein echter Unsympath und das war auch absolut mein Problem mit Ronny und dem ganzen Buch.

Im Prinzip gibt es sehr wenige Charaktere in dem Buch. Ronny ist sich selbst der Wichtigste und das merkt man. Außer Elisa nennt er kaum jemanden beim Namen, weshalb ich zunächst dachte, dass er wirklich nur die ihm wichtigen Menschen mit Namen im Kopf nennt. Elisas Cousine, mit der Ronny eine sexuelle On-Off-Geschichte hat, nennt er nie namentlich. Das fand ich richtig gut, bis dann allerdings das Muster durchbrochen wurde und auf einmal einige Charaktere, die ich als eher unwichtig betiteln würde, auch namentlich in Ronnys Gedanken aufgetaucht sind. Das fand ich schade, da ich die Idee anders herum wirklich gut fand.

Generell ist Ronny ein persönlichkeitsgestörter Mann mit soziopathischen Zügen. Das war an einigen Stellen für mich schwer zu verdauen und schwer nachzuvollziehen. Gerade der Abschnitt mit dem Hund seiner vorrübergehenden Lebensgefährtin, die Ronny aber bei jeder Gelegenheiten betrügte, fand ich hart zu erleben.

Die Geschichte

Der Aufbau der Geschichte ist einfach. Es beginnt mit Ronnys Kindheit, seine Zeit im Kindergarten, sein Leben als Teenager und endet in seinen späten Zwanzigern, so genau weiß man das allerdings auch nicht. Ich finde es schade, dass gerade die Teenagerzeit nahezu komplett übersprungen wurde. Mich hätte hier interessiert, wie er seine erste Freundin trifft, sein erstes Mal hat, wie er dabei trotzdem an Elisa denkt… Leider wurde das komplett übersprungen. Man erfuhr nur, dass Ronny wohl einen ziemlich hohen Verschleiß an Frauen hat und diese nicht gerade wert schätzt. Generell schätzt Ronny niemanden in seinem Leben, außer Elisa.

Für mich war die gesamte Geschichte irgendwie unbequem. Damit meine ich, dass ich nicht unbedingt ein Fan von extremen Leidensgeschichten und so genannten Elendsliteratur bin. Andere Menschen werden das vielleicht super interessant finden und es als Psychologisches Experiment sehen. Ich bin da einfach anders gepolt und möchte mich bei einem Buch mit dem Charakter identifizieren und das Buch erleben, in die Geschichte eintauchen. Das war bei diesem Buch für mich einfach nicht möglich.

Gut fand ich den Einsatz von Gerdi, der nach und nach zur Stimme des Teufelchen auf Ronnys Schulter mutiert. Er hätte aber nach meinem Geschmack einen größeren Raum eingeräumt bekommen können. Ich hätte mir gerade hier zwiegepaltene Dialoge mit Gerdi gewünscht.

Der Schreibstil

Dafür das der Autor angeblich bis auf die Schullektüre keinen Roman gelesen hat, ist seine generelle Ausdrucksweise wirklich gut. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Seb Hofmann ein wenig zu gewollt Hochgestochen klingen wollte. Gerade am Anfang des Buches ist mir das aufgefallen. Entweder habe ich mich daran gewöhnt, oder es hat tatsächlich im Verlauf von Froschperspektive abgenommen.

Was mir nicht so gut gefallen hat, ist, dass es in dem Buch keine Dialoge und kaum Beschreibungen gibt. Hofmann legt hier keinen Wert darauf, die Charaktereigenschaften der Nebencharaktere gerade durch ihre Ausdrucksweise den Leser zu präsentieren. Nur die Handlungen und die Gedanken von Ronny zählen, was zwar Konsequent ist, was die psychologische Fallstudie betrifft, allerdings für den Leser die Geschichte wenig erlebbar macht. Auch die Tatsache, dass keiner der Charaktere groß beschrieben wird machte es mir schwierig, mir ein Bild von dem Leben zu machen, das Ronny hat. Nur durch seine Gedanken und Erinnerungen erlebt man das Buch, da diese aber überwiegend in Selbstmitleid untergingen machte es mir das Buch umso schwerer es zu mögen.

Fazit

Ein schwieriges Buch, dass absolut nicht meinen Geschmack getroffen hat. Ich glaube aber, dass Froschperspektive ein Buch ist, dass die Meinungen spalten kann. Entweder man mag es oder eben nicht. Deswegen werde ich bei dieser Rezension auf eine Punktebewertung verzichten.

 

GESCHMACKSSACHE
(Was soll das denn heißen? Schau dir dazu mein Bewertungsschema an)

 

INFO ZUM BUCH

Autor: Seb Hofmann
Verlag: Seb Hofmann (Nova MD)
Erschienen: 10.08.2018
Seiten: 233
Link zum Buch

 

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