Rezension „VOX“ von Christina Dalcher

25. Oktober 2018
Cover VOX

Ein Buch das in aller Munde ist, oder zumindest vor noch nicht allzu langer Zeit war: VOX von Christina Dalcher. Da mich das Thema Frauenrechte, Unterdrückung und Emanzipation sehr interessiert, musste ich dieses Buch unbedingt lesen.

Worum geht es in VOX?

Jean ist eine Wissenschaftlerin und liebt Worte. Umso schlimmer ist es für sie, als die Regierung beschließt, die Rechte der Frauen immer mehr zu unterdrücken und ihnen schließlich selbst das Reden limitieren. Denn jede Frau in Amerika trägt ein Armband, dass die Anzahl gesprochener Worte zählt. Ab 100 ist Schluss und jedes weitere Wort wird mit einem Stomschlag bestraft.
Besonders schlimm ist es für Jean ihre Tochter unter der Wortbeschränkung leiden zu sehen. In der Schule werden die Mädchen belohnt, wenn sie besonders wenig sprechen und darauf trainiert, sich nur noch dem männlichen Volk zu unterwerfen.
Doch als der Bruder des Präsidenten verunglückt und schwer verletzt ist, kann nur Jean helfen, seine Gesundheit wiederherzustellen. Doch ihre Unterstützung hat einen Preis.

Die Charaktere

Jean oder Gianna ist Protagonistin des Buches. Vor der Gesetzesänderung war sie eine anerkannte Wissenschaftlerin und hat es geschafft ihre 4 Kinder und den Job unter einen Hut zu bekommen. Umso schwerer fällt es ihr sich der Unterdrückung hinzugeben. Sie denkt viel über ihre ehemalige Mitbewohnerin nach, die genau das kommen sah und sie immer wieder ermutigt hat, für ihre Rechte einzutreten, was sie allerdings nicht getan hat. Man möchte meinen, dass sie dies jetzt nachholen würde, da sie die Möglichkeit dazu bekommt, doch leider nutzt sie ihre Chancen nur wenig. Das hat mich auch am meisten an ihrem Charakter gestört. Ihr fällt vieles in den Schoß und dass sie sich richtig aktiv gegen das Regime lehnt, darauf habe ich leider vergebens gewartet. Ich hätte mir hier viel mehr Einsatz, viel mehr Kampfgeist und nicht so viel Kapitulation gewünscht. Für mich war Jean kein besonderes Vorbild, nach dem ich mich in einer solchen Welt richten würde.

Was mir auch nicht so gut an ihrem Charakter gefallen hat, war ihre Gefühle für Lorenzo, mit dem sie eine Affäre hat. Sie vergleicht ihren Mann Patrick ständig mit Lorenzo und behauptet, dass Lorenzo sich nicht so viel gefallen lassen würde, wie ihr eigener Mann. Dabei hatte ich nicht das Gefühl, dass Lorenzo so viel zur Besserung der Situation beigetragen hat. Ich fand es einfach sehr störend, weil ich auch zu keiner Person aufsehen möchte, die eine Affäre hat. Dieser Erzählstrang war für mich tatsächlich eher schwach und hat auch die so schon recht unsympathische Protagonistin nur noch unsympathischer gemacht.
Generell ist es natürlich gut auch solche Themen anzusprechen, gerade dadurch, dass Jean und ihr Mann sehr unter der Situation leiden, aber das ist für mich kein Grund einer Affäre. Zudem Jean die Affäre auch schon vor der Gesetztesänderung hatte. Für mich macht es sich Jean einfach etwas einfach mit ihren Gefühlen.

Die Geschichte

Kurz gesagt: Tolle Idee, eher schwache Umsetzung. Ich finde die Prämisse hat so viel Potential, sodass ich regelrecht enttäuscht von der Geschichte war. Ja, Hirnforschung ist eine wichtige Sache, genauso Frauenrechte. Aber es verfiel viel zu sehr in Erzählung der politischen Ansichten, als das sie wirklich in der Geschichte vorgekommen wären. Jean hat kaum gekämpft, hat sich vieles gefallen lassen, anderes weniger nachvollziehbares nicht. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ihr die Lösung einfach so durch Glück zugeflogen sind. Die Passagen über die Forschungen haben mir leider auch nicht gut gefallen, weshalb sich die Story etwas für mich in die Länge gezogen hat. Dabei fand ich den Grundgedanken so klasse. Auch das Jeans eigener Sohn durch die Gehirnwäsche der Kirche und der Politik völlig für mich verquere Ansichten vertritt fand ich super.

Was ich mir noch gewünscht hätte, außer das sich Jean wirklich aktiv zur Wehr setzte, wären die Hintergründe. Für mich ist es kaum zu glauben, dass es einmal zu so etwas kommen kann. Die Kirche verliert derzeit immer mehr Anhänger und beginnt sogar in manchen Ansichten umzudenken. Wieso soll ausgerechnet diese Institution wieder zu einer solchen Stärke gelangen, dass sie sogar so einflussreich in die Politik eingreifen kann. Ok, es spielt in Amerika, da braucht einen nichts zu wundern, aber dennoch…

Der Schreibstil

Christina Dalcher hat einen flüssigen Schreibstil. Dennoch bin ich nicht wirklich warm geworden mit der Art der Erzählung. Ich kann nicht mal sagen warum, oder was sie hätte verbessern müssen, damit mir das Buch besser zugesagt hätte. Es war einfach alles recht zäh, und obwohl das Ende schon an Spannung zugenommen hat, haben sich die letzten Seiten für mich sehr in die Länge gezogen. Das Ende generell fand ich dann dafür fast schon zu abgehackt und ohne große Erklärung.

Fazit

Leider war ich von VOX doch ein wenig enttäuscht. Das Szenario ist wirklich super und eine tolle Idee, die aber leider für mich recht schwach umgesetzt war.

3,5 von 5 Punkte – SCHMÖKER
(Was soll das denn heißen? Schau dir dazu mein Bewertungsschema an)

 

INFO ZUM BUCH

Autor: Christina Dalcher
Verlag: S. Fischer
Erschienen: 15.08.2018
Link zum Buch

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