Rezension – „Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer

25. Juli 2016

Eine Abo-Kündigungs-Email findet aufgrund eines Buchstabendrehers das E-Mail-Postfach von Leo. Als er Emmi, der Verfasserin der Email, antwortet, um ihr zu sagen, dass sie die falsche Adresse benutzt hat, beginnt eine Email-Freundschaft, die immer intensiver wird. Zunächst bricht der Kontakt nach kurzer Zeit wieder ab, aber nachdem Emmi aus versehen Leo eine Massen-Weihnachtsmail schickt, schreibt er ihr zurück. Denn genau zu dieser Zeit braucht Leo jemanden, der ihn von seiner schmerzhaften Trennung von seiner Ex-Freundin hinweg hilft. Emmi hingegen braucht jemanden, der sie von ihrem eingefahrenen Alltag ablenkt. Sie schreiben sich erst wenig persönliches, sagen einander nicht, wie sie aussehen und trotzdem entwickelt sich eine Abhängigkeit, die beide die Email-Freundschaft nicht beenden lässt. Als sie schließlich Gefühle füreinander entwickeln kämpfen sie gegen den Drang, sich zu treffen, denn da ist ein Problem: Emmi ist verheiratet.

Das Buch „Gut gegen Nordwind“ ist komplett in Email-Form geschrieben. Ich habe diesen Stil bisher nur bei einem Buch gesehen und das war „Love, Rosie“ von Cecilia Ahern.
Da ich das Buch als Hörbuch gelesen bzw. gehört habe, fand ich die Email-Form sehr angenehm. Beide Protagonisten wurden von unterschiedlichen Sprechern gelesen, weshalb das Buch wie ein Dialog zu lesen war. Die Betonungen waren für mich sehr wichtig, denn gerade Emmi ist eher eine zynische und sarkastische Person. Die Stimmen waren sehr angenehm und trotz des Hörens konnte ich dem Verlauf der Geschichte bzw. der Emails sehr gut folgen.

Nun aber zu den Protagonisten. Eigentlich gibt es nur zwei, Emmi und Leo, allerdings tauchen die Freunde und Familie der Beiden ab und zu auch in ihren Texten auf. Ich empfand Leo etwas sympathischer, vielleicht weil er eher ein wenig ruhiger und gelassen ist und vor allen Dingen weil er Gefühle zeigt. Er beschreibt zum Beispiel, wie er sich fühlte als seine Ex-Freundin Marlene ihn verlassen hat und wie sehr ihn das aus der Bahn geworfen hat. Emmi hingegen versucht krampfhaft ihre „Heile-Welt“ weiterhin aufrecht zu erhalten, doch der Leser merkt, dass sie gar nicht so glücklich ist, wie sie immer wieder betont. Hin und wieder schreibt sie nachts Leo, weil sie alleine eine Flasche Wein trinkt, und fragt ob er ihr virtuell Gesellschaft leistet. Auch als sie Leo mit einer ihrer besten Freundinnen verkuppeln will, merkt man ihr ihre Eifersucht deutlich an, auch wenn der Verkupplungsversuch von ihr gestartet wurde.

Immer wieder wollen sich die beiden Treffen, meistens kommt die Idee wenn sie betrunken sind. Aber trotzdem schaffen sie es nicht. Einzig ein Experiment gelingt, als sich beide in einem Kaffee verabreden und nur als Gäste dort sitzen sollen. Dabei wollen sie versuchen, den anderen nur zu erkennen, ohne miteinander zu sprechen. Doch Emmi sieht Leo nur von der Seite und Leo bekommt Emmi nur von seiner Schwester beschrieben, weshalb es nicht zum Augenkontakt kommt.

Ich hatte immer mal wieder gehofft, dass sie sich endlich eingestehen sollen, was sie füreinander empfinden und sich treffen sollen. Aber erst als Emmis Ehemann Bernhard Leo eine Email schreibt, wird es mit dem Treffen ernster.

Das Ende des Buches hat mich überrascht und frustriert zugleich. Ich bin mir auch jetzt, einige Tage nachdem ich das Hörbuch zu Ende gehört habe, immer noch nicht sicher was ich von dem Ende halten soll. Lediglich die Aussicht, dass es eine Fortsetzung gibt, hat es mir dann doch etwas schmackhafter gemacht.

Alles in allem ein toller Schreibstil, interessante Charaktere, eine interessante Herangehensweise an den Roman und last but not least eine Aussicht auf mehr von Emmi und Leo.

4 von 5 Punkte

INFORMATIONEN ZUM BUCH

Ersterscheinung: 2008 (DE)
Autor|in: Daniel Glattauer
Verlag: Goldmann Verlag
Originaltitel: –
Seitenzahl: 224
Genre: Roman

ZUM HÖRBUCH
Gelesen von: Andrea Sawatzki und Christian Berkel
Spieldauer: 288 Minuten

Andere Werke des Autors:
Alle sieben Wellen
Geschenkt
Ewig Dein
Darum

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2 Comments

  • Reply Elmira 6. August 2016 at 14:36

    Your posting is abuslotely on the point!

    • Reply Mona 10. August 2016 at 9:16

      Danke

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